Düngenheimer suchen das Glück auf Dachboden

Rhein-Zeitung 18.12.2017

Laientheater “Spielzeit” immer besser in Fahrt

Düngenheim. Im Gerümpel auf dem Dachboden findet man manchmal Dinge, von denen man geglaubt hat, sie bereits vor Jahren weggeworfen zu haben. Doch loch es sich auch, dort auf die Suche nach dem großen Glück zu gehen? Diese Frage durften sich die Besucher des Theaterstückes „Ophelia und die Schublade des verlorenen Glücks“ in Düngenheim stellen. Der Theaterverein Spielzeit bot dazu kurzweilige Unterstützung.

„Wenn ich selbst spiele, reizt mich am Theater besonders, mich in andere Charaktere einzufinden. Wenn ich Regie führe, dann finde ich es besonders spannend, die Schauspieler für die Rollen möglichst so auszuwählen, dass das Stück lebt“ (Regisseur Ewald Franz)

Der Dachboden, um den es geht, ist jedoch kein gewöhnlicher Dachboden. Von dort aus lassen sich die Geschwister Fiete (Hanna Metzroth) und Marlies (Lena Lohn) von ihrer Großmutter (Helga Heckl) in eine märchenhafte Fantasiewelt voller komischer Gestalten und Magie, das „Königreich Plunderland“ einführen.

„Es ist in erster Linie ein Stück für Kinder und Jugendliche. Aber wir legen immer großen Wert darauf, dass wir Stücke auswählen, die sich auch Erwachsene mit Freude ansehen können“, erklärt Regisseur Ewald Franz. Dieses Konzept scheint aufzugehen. Die Aufführung des Theatervereins Spielzeit hat ein bunt gemischtes Publikum in die Düngenheimer Gemeindehalle gelockt.

Der Verein existiert seit 2012, doch die Verbindung der Düngenheimer zum Theater reicht noch weiter in die Vergangenheit. „Früher hat hier oft das Wittener Kindertheater gespielt. Aber nach und nach erfreuten sich deren Aufführungen immer geringerer Beliebtheit. Und da haben wir und dann gedacht, dass wir es ja einmal selbst versuche können mit dem Theaterspielen“, erklärt der Vorsitzende Franz-Josef Weiler. Im Jahr 2010 gab die Düngenheimer Theatergruppe, damals noch unter der Schirmherrschaft der Ortsgemeinde, mit dem Stück „Teddys Weihnachtsirrfahrt“ ihr Debüt. Die Aufführung erfreute sich so großer Beliebtheit, dass man im darauffolgenden Jahr bereits drei Vorführungen anbot und wieder ein Jahr später der Theaterverein Spielzeit gegründet wurde.

„Das Besondere ist, dass wir ein Mehrgenerationentheater sind. Unsere jüngste Schauspielerin in zwölf Jahre alt, die älteste beinahe 70. Und dadurch, dass wir so viele verschiedene Schauspieler haben, haben wir auch immer einen passenden für jede Rolle“, sagt Marita Hüttermann erfreut. Manchmal vertauschen sie die Rollen auch bewusst, so dass die Jungen die Alten spielen und umgekehrt. „Dann ist es immer besonders spannend zu sehen, wie sich die Charaktere verändern, wenn sie aus der Maske kommen“, betont Inge Arenz.

Beim Auswahlverfahren, das von Ewald Franz geleitet wird, setzt man auf Professionalität. „Wir veranstalten meistens ein Probelesen mit jeweils zwei bis drei Durchgängen, in denen verschiedene Rollen spielen. Dann schauen wir, wer welche Rolle am besten verkörpern kann“, erklärt Franz.

Auch bei der Inszenierung selbst wird nicht dem Zufall überlassen. Vom Text über Mimik und Gestik bis hin zur Proxemik ist alles genauestens durchgeplant. „Wir improvisieren auf der Bühne zwar nicht. Natürlich hat aber jeder die Freiheit seine Rolle ganz persönlich auszugestalten“, betont der Regisseur.

Ein entscheidender Parameter ist der der Vereinsgründung gleichgeblieben: die Aufführungszeit. „Wir spielen immer in der Weihnachtszeit. Oftmals dann auch weihnachtliche Stücke, sind aber nicht darauf beschränkt“, erklärt Franz.

Zwei Dinge liegen dem Theaterverein bei ihren Aufführungen besonders am Herzen. Sie wollen zum einen natürlich unterhalten, auch indem sie nicht nur vor, sondern mit den Zuschauern spielen und insbesondere mit den jüngsten Zuschauern in Dialog treten. Andererseits sollen die Zuschauer immer auch etwas aus dem Stück mit nach Hause nehmen. Dieses Mal war das die Frage, was Glück für jeden Einzelnen bedeutet und wie man es findet.

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Das Team vor und hinter der Bühne

Mit von der Partie waren: die Leibdiener Pimpel (Karin Schüller) und Pumpel (Gerhard Kaiser), Großmutter (Helga Heckl), Enkelkinder Fiete (Hanna Metzroth) und Marlies (Lena Lohn), das gestiefelte Kätzchen (Teresa Marx), die Soldaten von Plunderland (Marita und Ulrich Hüttermann), König (Franz-Josef Weiler), Prinzessin Kartoffelsäckchen (Lea Darscheid), Zauberer Zaramba (Karl-Heinz Heckl) und dessen Gehilfe Schleichi (Lara Knauf), Prinz Serafino (Fabian Heidger), die Souffleuse Inge Arenz, Regie: Ewald FJ und Gerhard Kaiser, Technik: Albert Fuhrmann, Niklas Knauf, Felix Kiefer, „Will“ Brück, Johannes Emmerich, Bühnenbau: Johannes Emmerich, Michael Lenz, Klaus Lohn.

Bericht: Philipp Wirtz - Foto: Kurt Oblak